Prof. (FH) DDr. Mario Situm, MBA, Mag. David Lindner, Prof. (FH) Dr. Thomas Madritsch, Dr. Andreas Mehlhorn, KR Mag. Hermann Lindner, Mag. Rainer Seyrling (v.l.)
Matthias Sedlak
Gruppenfoto vor einem Traktor im Innovationszentrum

Digitalisierung in Zügen und Traktoren und der Blick aufs große Ganze

09.07.2018 | General
Erfolgreich als „Digital Transformer“ – Mit diesem Titel haben die FH Kufstein Tirol, A21DIGITAL und die Lindner Traktorenwerk GesmbH zu einem spannenden Vormittag ins Traktoren Innovationszentrum Tirol eingeladen.

Unter dem Motto „Erkennen, beurteilen, fördern und umsetzen“ gaben Experten aus Industrie und Forschung spannende Einblicke in die digitale Transformation und in die Umsetzung beim innovative mittelständischen Industrieunternehmen Lindner Traktorenwerk GesmbH. Der Geschäftsführer von A21DIGITAL Alois M. Huber führte durch das Programm im Innovationszentrum der Traktorenwerk Lindner GmbH in Kundl.

Digitalisierung im Zugbau

Wie Siemens auf die Herausforderungen im Zugbau reagiert, zeigte Andreas Mehlhorn, Leiter Mobility Consulting der Siemens AG. Im Münchner Lokomotivenwerk Allach verbindet Siemens industrielle Kernkompetenz in Entwicklung, Fertigung und Instandhaltung mit innovativen Ansätzen im Bereich Big Data, um ihren Kunden bei der Optimierung der Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit von Zugflotten und Infrastruktur zu unterstützen.

Die Entwicklung von Zügen dauere im Vergleich zum Fortschritt informationstechnischer Hardware eher lange. Die Antwort des Konzerns war die Umstellung auf einen modularen Bau. Statt beispielsweise Informationsbildschirme fest zu verbauen, werden Vorrichtungen installiert, die auch nach längerer Entwicklung kurzfristig mit modernsten Geräten bestückt werden können. Entscheidend für nachhaltigen Erfolg sei die enge Zusammenarbeit zwischen IngenieurInnen und IT-SpezialistInnen, so Dr. Mehlhorn.

Förderleistungen des Landes

Um Digitalisierung zu unterstützen, bietet die Tiroler Landesregierung eine Reihe von Förderungen an. Mag. Rainer Seyrling, Vorstand der Abteilung Wirtschaft des Landes Tirol, gab einen Überblick über Digitalisierungsförderungen.

Digitalisierung in Forschung und Lehre

Dass auch sich sowohl Forschung als auch Lehre stark an der Digitalisierung orientieren erklärte der Geschäftsführer der FH Kufstein Tirol, Prof. (FH) Dr. Thomas Madritsch. Eine Reihe von Studiengängen beschäftigt sich ganz explizit mit der Digitalisierung von Prozessen, Hard- und Software. Als Beispiele für die Forschungsarbeit der Fachhochschule präsentierte er unter anderem die automatisierte Lage- und Immobilienbewertung mit Hilfe von Bilderkennungssoftware und den Aufbau einer automatisierten Abrechnung auf Milchalmen.

Ziel der LEADER-geförderten Innovationsplattform Kufstein i.ku ist es darüber hinaus, entsprechende Kompetenzen in der Region zu bündeln. Ein konkretes Ergebnis ist das Projekt „Smart Factories – Connected Learning“, das die Vermittlung von Technologien in der Digitalisierung auf allen Bildungsebenen zum Ziel hat.

Neuer Masterlehrgang bildet Digital Transformers aus

605 Milliarden Euro könnte die europäische Industrie einer Studie zufolge verlieren, wenn sie die digitale Transformation ihrer Lieferketten (Supply Chain) verpasst. Prof. (FH) DDr. Mario Situm, MBA, Studiengangsleiter Unternehmensführung, erklärte, dass mehr als ein Drittel der Unternehmen aller Größen noch überhaupt keine entsprechenden Maßnahmen eingeleitet hätten. Eine Hürde dabei ist der Studie zufolge der Mangel an Fachkräften.

Situm stellte außerdem den neuen berufsbegleitenden Masterlehrgang Digital Transformation Management vor, dessen Leiter er ist. In drei Semestern bildet er ab Herbst 2018 genau die von der Industrie und Wirtschaft benötigten Transformer aus. Das Fachwissen vermitteln ExpertInnen abwechselnd an der FH Kufstein Tirol, an der FH Joanneum in Graz sowie an der Hochschule für Angewandte Sprachen des SDI in München. Die Entwicklung des Lehrgangs wurde durch ein LEADER-gefördertes Projekt unterstützt.

Digitalisierung seit 20 Jahren bei Lindner

In seinem Vortrag mit dem Titel „Erfolgreiche Digitale Transformation. Digital Insights.“ beschrieb Mag. David Lindner, Leiter Marketing & Export der Lindner Traktorenwerk GesmbH, dass sich vier Konzerne über 80 Prozent des Marktanteils im österreichischen Verkauf von Traktoren aufteilen. Der Hersteller Lindner konzentriert sich aus diesem Grund erfolgreich auf die Nischen Grünland, Bergland, Kultur (zum Beispiel Weinbau) und Kommunal (unter anderem Räumfahrzeuge) und kann so alleine 13 Prozent Marktanteil stemmen.

Die Lindner Traktorenwerk GesmbH betreibe schon seit 20 Jahren Digitalisierung und werde auch in 20 Jahren noch weiter digitalisieren, so Lindner. Er stellte das Vernetzungssystem TracLink vor, das zahlreiche Vorteile bietet und den FahrerInnen die Nutzung erleichtert. So liefern die smarten Fahrzeuge und Anhänger nicht nur relevante Daten zur Überwachung und Wartung, sie bieten auch schrittweise Bedienungsanleitungen und Serviceinfos. Die FahrerInnen werden beispielsweise dabei unterstützt, wo sie wann wieviel Salz streuen oder düngen müssen.

Im Anschluss führte Mag. David Lindner gemeinsam mit seinem Vater Mag. Hermann Lindner, Geschäftsführer der Lindner Traktorenwerk GesmbH, die Gäste durch das Werk.