Derzeit erfolgt die Abrechnung auf allen Melkalmen der Projektregion händisch und mit selbsterstellten Werkzeugen
Foto einer Sennerin bei der Abrechnung

Neuartiges Konzept zur Abrechnung und Qualitätssicherung auf Melkalmen

14.07.2017 | Research
ForscherInnen des WEBTA-Instituts der FH Kufstein Tirol haben das Ergebnis des Projekts Milchgeld präsentiert: ein Softwarekonzept für die Almregionen Imst und Landeck zur qualitativen Abrechnung von Milchgeld – mit positiven Nebeneffekten.

Auf rund 50 Melkalmen in den Bezirken Imst und Landeck versorgen SennerInnen die Kühe verschiedener Milchbauern. Das hat zur Folge, dass das auf der Alm erwirtschaftete Milchgeld gerecht zwischen den Besitzern der Kühe aufgeteilt werden muss. Aktuell verwenden die Almen in der Projektregion unterschiedliche Konzepte und selbsterstellte Werkzeuge zur Abrechnung. Einen Austausch untereinander gibt es darüber nicht. Daher wissen die einzelnen SennerInnen nur wenig darüber, wie andere Almen die Abrechnung bewerkstelligen. So entsteht häufig unnötige Arbeit, indem zum Beispiel Werkzeuge neu erstellt werden, die es anderswo schon gibt. Außerdem ist der manuelle Aufwand der Abrechnung und der Erfassung der Daten dadurch unverhältnismäßig groß.

Bedürfnisse aller Almen werden berücksichtigt

Das Ziel des Forschungsprojekts Milchgeld war eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der unterschiedlichen Systeme. Die ForscherInnen und Studierenden des Instituts für Web Technologies & Applications (WEBTA) der FH Kufstein Tirol haben zusammen mit der Landwirtschaftskammer und dem Regionalmanagement Imst ein Konzept für eine webbasierte Software erarbeitet. Um den Bedürfnissen möglichst aller Almen gerecht zu werden, haben die WissenschaftlerInnen Interviews mit VertreterInnen von 20 Almen in der Projektregion geführt und die bestehenden Abrechnungswerkzeuge analysiert.

Neben Abrechnung auch Gesundheits- und Qualitätskontrolle

„Herzstück der Software“, so Projektleiter Michael Kohlegger vom WEBTA-Institut der FH Kufstein Tirol, „ist das Abrechnungsmodul, das es Almen erlaubt, frei zu entscheiden, welche und wie viele Parameter sie zur Abrechnung heranziehen wollen – etwa der Fett- und Eiweißgehalt der Milch oder die Zellzahl als Indikator für die Eutergesundheit.“ Aufgrund dieser bestimmten Merkmale lässt sich die Milch den jeweiligen Kühen zuordnen und entsprechend abrechnen. Die Software bietet drüber hinaus aber noch eine Vielzahl weiterer Vorteile. So könnten SennerInnen zum Beispiel jederzeit die Qualität der Milch oder die Gesundheit ihrer Kühe überwachen.

Des Weiteren verfügt die Software über ein Lagerverwaltungsmodul, mit dem die Sennalmen die tägliche Milchproduktion, den Verkauf der Produkte und die Eigenentnahme der Landwirte verwalten können. Ein Auswertungsmodul kann zum Beispiel Krankenstände von Kühen, die erwirtschaftete Milchmenge oder die Produktions- und Verkaufsmenge bestimmter Produkte visualisieren und auswerten. Bei der Konzeption der Software haben die ForscherInnen außerdem darauf geachtet, eine einfache Bedienoberfläche zu entwerfen, die die SennerInnen intuitiv und ohne langwierige Einschulung anwenden können.