Die Jenischen - Kulturevent schafft Bewusstsein und den Austausch über die Minderheiten-Kultur in Österreich.
FH Kufstein Tirol
Bühne des Events mit Moderatorin am Start der Veranstaltung

Kulturerlebnis Jenische: FH Kufstein Tirol bringt verborgene Kultur vor den Vorhang

22.03.2023 | Practical projects
Eine Veranstaltung für Österreichs größte nicht-anerkannte Minderheit – die Jenischen – wurde von Studierenden organisiert. Ziel war es, einen Ort der Begegnung und des Austausches zu schaffen sowie Vorurteilen vorzubeugen.

Im Februar 2023 fand im Kulturquartier Kufstein ein einzigartiges Praxisprojekt der Fachhochschule Kufstein Tirol statt. Ziel des Projekts war es, die Bewusstseinsschaffung und den Austausch über die Jenische Kultur in Österreich zu fördern.

Die Jenischen wurden in der Vergangenheit diskriminiert und verfolgt. Die Jenischen - in Tirol oft abfällig als Karrner oder Laninger bezeichnet - waren Scherenschleifer, Pfannenflicker oder Händler und zogen durch das Land. Das führte in den Zeiten des Nationalsozialismus zur Verfolgung und Ermordung dieser Volksgruppe. Die Jenischen zogen sich zurück, passten sich an und begannen ihre Herkunft zu verleugnen. Aber die Volksgruppe hat ihre eigene Kultur, Sprache und eine eigene Handwerkskunst entwickelt. Und sie ist die größte, aber nicht anerkannte Minderheit in Österreich. Ein Verein will das ändern und kämpft für diese Anerkennung.

Das Projektteam, bestehend aus Studierenden des Bachelorstudiengangs Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement, war auf das Schicksal der Jenischen aufmerksam geworden und wollte ihnen eine Bühne bieten. Durch den Kontakt mit dem Verein der Jenischen in Österreich wurde den Studierenden bewusst, wie schwer es ist, als Minderheit anerkannt zu werden und wie tief verankert die Angst vor Diskriminierung noch immer ist.

Das Event Kulturerlebnis Jenische

In der Veranstaltung Kulturerlebnis Jenische geht es um die Restitution von Menschenwürde für diese in Österreich stets „vergessene“ Minderheit. So brachte die Veranstaltung die Jenischen vor den Vorhang. Das Event bestand aus einer Lesung von Simone Schönett (aus dem Roman „Andere Akkorde“), einem Vortrag von Mag. Dr. Horst Schreiber über das Schicksal der Jenischen und einer Musikeinlage von Marco Buckovez, der jenische Musik präsentierte. Auch eine ORF-Dokumentation „Heimat fremde Heimat“ wurde in das Programm integriert.

Die Veranstaltung sollte dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und die Minderheit zu stärken. 70 Gäste nahmen an dem Kulturabend teil und erlebten eine Vorstellung der Jenischen Kultur in Tirol.

„Das Event war ein großer Erfolg und zeigt, wie wichtig es ist, Minderheiten eine Stimme zu geben und ihre Kultur zu feiern“, so die organisierende Studierendengruppe.

„Wir sind nur das Veranstaltungsteam und wollen Raum für Begegnung, Information und Aufklärung schaffen und uns aber nicht über die Minderheit stellen und diese präsentieren“, stellen die aus Wien, Niederösterreich, Bayern und Tirol stammenden Studentinnen klar.

Wer sind die Jenischen?

  • Jenische leben in Österreich und in ganz Europa
  • Sie sind die größte nicht anerkannte Minderheit in Tirol
  • Sie sind eine transnationale Minderheit, die bisher nur in der Schweiz offiziell anerkannt ist
  • Der Europäische Jenische Rat spricht von ca. 500.000 Jenischen in Europa
  • Jenische haben eine eigene Sprache, das Jenische
  • Die jenische Kultur ist eine mündlich überlieferte und fand bisher kaum Eingang in die Geschichtsschreibung

Die Jenischen prägt eine Vergangenheit von Diskriminierung, Ausgrenzung und Armut, aber auch von Assimilation und Integration, von totaler Anpassung bis zum kulturellen Vergessen.

Die kulturelle Vielfalt der Jenischen ist breit gefächert, von Handwerk über Musik bis hin zur eigenen Sprache. Wahrgenommen als „Vogelfreie“ und „Fahrendes Volk“ im Mittelalter, als „Heimatlose“, „Nichtsesshafte“ im 19. und 20. Jahrhundert und schließlich als „unsichtbare Ethnie“ im 21. Jahrhundert, kämpfen sie nun um die offizielle Anerkennung ihrer Geschichte und ihres Seins in Österreich.

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